Obwohl es oft als eine Gabe angesehen wird, wenn Menschen viel mehr nachdenken und Gefühle intensiver fühlen, kann dies für Beziehungen oft ganz neue Herausforderungen mit sich bringen.

Menschen, die intensiver fühlen und tiefer in Gedanken sind als andere, hören vom ungleichen Gegenüber häufig Dinge wie «Du bist zu sensibel», «Du bist zu emotional», «Du denkst zu viel nach» oder auch «Du nimmst alles zu ernst». 

In einer Welt von Oberflächlichkeit, mehr Schein als Sein und schnellem Beziehungswechsel aufgrund von digitalen Kommunikationskanälen wie Social Media, scheint es noch schwieriger, mehr nachzudenken und tiefer zu empfinden als andere es tun. Diese Menschen sind klar in der Minderheit und es fällt ihnen besonders schwer, mit ungleichen Partnern eine Beziehung zu führen. Auch wenn du einfühlsame Menschen in deiner Umgebung hast, die dich lieben und sich um dich bemühen, so kann es doch einsam und isolierend sein, tiefer als andere Menschen zu empfinden und mehr nachzudenken.

Einige Menschen würden behaupten, dass sie auch viel nachdenken und ebenfalls tiefer empfinden als andere, was manchmal zu Beginn von aussen nicht einfach einzuschätzen ist. Deshalb sehen wir uns jetzt häufige Persönlichkeitszüge von diesen Menschen an und eventuell wirst auch du dich selbst oder jemand anderen darin wiedererkennen und damit dich oder einen Menschen in deinem Umfeld besser verstehen können:

  • Genauer Beobachter
  • Introvertiert
  • Unersättlicher Leser
  • Lernt immer gerne dazu
  • Empathisch
  • Reflektierend
  • Einfühlsam
  • Neugierig
  • Intensiv im Umgang (im Gegensatz zu sorglos)
  • Offen für verschiedene Charaktere
  • Fühlt sich ausgelaugt durch viel Small-Talk
  • Ernst
  • Reserviert
  • Gefühlvoll

Wenn man diese Charakterzüge zusammen in einem Menschen sieht, wird auch oft von einem Menschen mit ausgeprägter emotionaler Intelligenz gesprochen. Der Psychologe Daniel Goleman definiert emotionale Intelligenz als ein Wissen darum, wie wir uns selbst verhalten und unsere Beziehungen auf vier verschiedenen Ebenen angehen:

  1. Selbsteinsicht: Das Wissen um unsere Gefühle und wieso wir entsprechend fühlen
  2. Selbstbehandlung: stressvolle Emotionen auf effektive Weise handhaben zu können, damit sie einen nicht lähmen
  3. Empathie: Das Verständnis und die Einfühlsamkeit für die Gefühle anderer
  4. Die Vereinigung der 3 oben genannten Punkte zu einer gut funktionierenden Beziehung

Menschen, die mehr nachdenken und tiefer fühlen als andere haben also eine naturgegebene hohe emotionale Intelligenz. 

Spannend wird es nun bei einer klinisch-psychologischen Untersuchung, die ergeben hat, dass für jede 15 IQ-Punkte über 100 bei einer Frau die Chance auf eine Ehe um 30% abnimmt. Bei den Männern ist das Gegenteil der Fall, umso höher der IQ, desto höhere Chancen auf eine Ehe, rein statistisch betrachtet. Ausserdem wurde in einer Studie des Gottman Instituts festgestellt, dass Ehen bei denen der männliche Partner eine höhere emotionale Intelligenz hat, viel weniger häufig in Scheidungen enden. Dabei ist allgemein anzumerken, dass Menschen mit hoher emotionaler Intelligenz glücklichere und gesündere Beziehungen führen, dies aber auch schwierigere Beziehungen bedeuten kann. Dafür gibt es einige gute und nachvollziehbare Gründe:

Das Bedürfnis nach tiefen Gesprächen und starken Verbindungen
Dieses Bedürfnis haben allerdings nicht alle Menschen und deshalb kann das bereits Schwierigkeiten verursachen, wenn das Bedürfnis nach Tiefe nicht beidseitig ist, denn die tiefen Denker klinken sich dann einfach aus. Sie können sich nicht mit belanglosen, oberflächlichen Themen beschäftigen und steigen dann aus dem Gespräch aus.

Die Lasten der Welt auf den Schultern tragen
Diese tiefen Denker können aufgrund all der belastenden Gedanken und tiefen Gefühle nicht einfach sorgenfrei sein, denn die Lasten der Welt wiegen schwer. Dabei wäre es aber wichtig, einen guten Ausgleich zur Schwere zu finden und die Sorgen und Gefühle für einige Momente zur Seite legen zu können. Wenn sie anderen Menschen beim sorglosen Spasshaben zusehen, wollen sie auch gerne teilhaben und denken dann aber auch gleich an all die Dinge, die sie stattdessen tun sollten. Das kann auch in Beziehungen eine Belastungsprobe sein.

Herausfordernd und bedrohlich auf andere wirken
Diese Menschen wollen nicht einfach der Masse folgen und das kann leider störend aufs Umfeld wirken. Es geht ihnen dabei nicht darum, die eigene Art und Weise trotzig durchzubringen, sondern unabhängig nachzudenken, auf Ihre Individualität und Integrität bedacht. Sie fordern gerne andere zur intellektuellen und emotionalen Reflexion auf, und dies kann in gewissen Situationen unpassend und für gewisse Menschen sogar unangenehm sein.

«Die meisten Menschen würden lieber sterben, als nachdenken zu müssen» – Bertrand Russell

Bei diesem Zitat gehört wohl auch «fühlen» dazu. Durch dieses «Fühlen» wird man vermeintlich verletzlich und das passt vielen Menschen nicht in ein allzeit leichtes, bevorzugt oberflächlicheres Leben. 

Denker sind als Menschen kleine Weltverbesserer, sie wollen in der Welt und im kleinen Rahmen bei Einzelpersonen in ihrem Umfeld einen positiven Unterschied bewirken. Sie sind nicht immer einfach zu handhaben und bringen aber viel Positives in eine Beziehung mit, die Welt einmal mit anderen Augen zu sehen, tiefer zu fühlen und komplexe Zusammenhänge zu sehen und zu verstehen. Und vielleicht kann eine Beziehung mit einem Menschen, der nicht so fühlt und denkt, für einen Denker auch eine spassige Abwechslung sein, da die Sorgen, Gefühle und Gedanken auf später verschoben werden.

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