Sich mit seinen Mitmenschen zu konkurrieren ist evolutionär und soziologisch bedingt und ist in uns allen vorhanden. Das Verlangen, sich  selber zu konkurrieren ist ein persönliches Anliegen und daher viel komplexer. Seine früheren Erfolge zu überbieten – um sich selbst zu beweisen, dass man als erwachsenes Individuum eine Entwicklung durchgemacht hat – kann motivieren, neue Höhepunkte im Leben und langersehnte Ziele zu erreichen. Man kann seine vergangenen Errungenschaften als Fundierung benützen, um selbstbewusster neue und unbekannte Dinge anzugehen. Wenn man sich aber in einen Konkurrenzkampf mit seinem früheren Selbst begibt, kann das ein Ergebnis eines niedrigen Selbstwerts sein. Bestimmt das Bedürfnis, sich gegenüber anderen zu beweisen und profilieren zu müssen, dann können sich sogar die grössten Erfolge als entmutigend anfühlen. 

Es gibt viele Gründe, warum man sein vergangenes Selbst immer wieder in den Schatten stellen will. Wenn man die Beweggründe für dieses Verhalten für sich selbst evaluiert, kann man dieses Konkurrieren in einen Antrieb umwandeln, der das Leben auf eine positive Art bereichert. Man sieht seine externen Erfahrungen nicht mehr als «gewinnen und verlieren» an und definiert sich selbst nicht mehr darüber. Man verfolgt jetzt seine eigene Entwicklung mit mehr Nachsichtigkeit. Auch wenn man immer noch einen täglichen Drang von Selbsterfüllung stillen möchte, die Welt als Ganzes verbessern möchte oder den Weg für Andere bereiten möchte, kann das nun aber ohne das vermeintliche Einverständnis und Ansehen Anderer passieren. Wenn unsere Erfolge von Anderen betrachtet werden, werden sie meist als viel beeindruckender wahrgenommen, als wir uns dies selbst zugestehen würden. 

Um eine gute Balance zu erreichen, sollte man die Kunst der Geduld erlernen, denn wenn man sich ständig abmüht und nie Etwas gut genug ist, kann das über kurz oder lang ermüdend, frustriert und unglücklich machen. Dieser Fokus des Enthusiasmus sollte nicht auf unseren zukünftig vermeintlich gewonnen Stolz projiziert werden, sondern vielmehr auf die Entwicklung des Selbst, der Weg zum Ziel, egal in welcher Geschwindigkeit das Ziel näher rückt.

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